Hunde suchen ein liebes Zuhause - Celina's Traurige Geschichte Teil.1
 

Home
Celina's Traurige Geschichte Teil.1
Celina's Traurige Geschichte Teil.2
Hunde Gedichte
Hunde Geschichten
Gästebuch




"Celina starb allein. Sie versprach, allen Kindern dieser Welt ein guter Schutzengel zu sein.

Celina war ein schwarzer Staffordshire-Terrier."

Eine Geschichte über den 'Kampfhunde'-Wahnsinn...



Kapitel 1

Kurze Vorgeschichte

Ein kleines Dorf in Hessen. Hier lebten 1996 Familie Jacobi und Familie Schmidt.
Der blonde Labrador der Schmidts deckte die schwarze Staffordshire Terrier-Hündin der Jacobis. Man nahm dies eher gelassen zur Kenntnis.
Es war ja schliesslich nicht verboten.
Einer der daraus entstandenen Hunde war Celina.
Celina hatte rabenschwarzes, kurzes Samt-Fell und war gut bemuskelt; mit einem breiten Grinsen um die Hundeschnauze und Knicköhrchen, liebevolle Sorgenfalten zwischen den grossen rehbraunen Hundeaugen…
Celina wurde im Frühjahr 1996 als Staffordshire (-Mix) geboren.
Mit knapp 8 Wochen zog sie zu Familie Maurer: Das Ehepaar Horst und Maria Maurer sowie deren 15jährige Tochter Maren.
Die Jacobis hatten bis dahin alles „für ihre Welpen getan“, doch mit dem Auszug der kleinen Hunde legten sie auch sämtliche Verantwortung für das weitere Leben der wachsenden Welpen, IHRER WELPEN, ab.
Einmalig aus Versehen zu Hobbyzüchtern geworden, sahen sie ihre Möglichkeiten damit als erschöpft und Pflichten als bestens erledigt an.

Kapitel 2

Welpe Celina bei Familie Maurer
Die Sonne wirft auch erste Schatten

Celina wuselte durch das Haus und dem aufregenden großen Garten der Maurers. Im hinteren Teil des Gartens war eine Ecke abgeteilt, wo Celina auch mal herzhaft buddeln und sich lösen durfte. Celina lernte schnell, daß genau dieses eben auch nur genau dort erwünscht war.
Horst Maurer fuhr schon morgens um 5 Uhr weg zur Arbeit und kam nie vor fünf Uhr abends wieder. Meist sogar noch später. Anfangs spielte er dann noch mit Celina, doch bald war er dazu zu kaputt.
Maren Maurer besuchte die 10. Klasse der Realschule. Bevor sie zur Schule aufbrach, joggte sie eine kleine Runde mit Celina. Wenn Maren dann zur Schule war, kam die Zeit von Hausfrau Maria Maurer und ihrem schwarzen Schatten.
Maria genoß es, nun auch tagsüber etwas Lebendiges um sich zu haben und sprach den ganzen Vormittag mit freundlicher Stimme mit Celina. Celina wackelte Rute-wedelnd jeden möglichen Schritt der freundlichen Menschen-Frau mit und lauschte aufmerksam dem melodischen Klang der Stimme.
Maria hatte eigentlich keine große Lust, mit Celina spazieren zu gehen und die Erziehung zu übernehmen, das überließ sie ihrer Tochter.
Doch die Hausfrau und die Hündin genossen die intensive Zeit miteinander und Celina lernte vieles einfach nebenbei, schon bald, wenn Maria sagte „Ich muß jetzt staubsaugen“, lief der pfiffige Welpe vor zum Wandschrank, in dem der Staubsauger stand.
Und wenn Maria Maurer die Küche fegte, saß Celina aufmerksam dabei und wartete ungeduldig auf das Kommando „Handfeger“, den sie dann voller Freude brachte.
Celina wollte dem Menschen, der den ganzen Tag für sie da war, einfach nur gefallen und sie gefiel diesem Menschen.
Manchmal kam auch die Nachbarin vorbei. Oft brachte sie ihren wilden Sohn Momo mit und dieser und die Hündin Celina genossen Tobe- und Kuschelspiele. Celina lernte schnell, mit Menschenkindern vorsichtig umzugehen, und wenn es ihr genug war, ging sie einfach davon.
Doch eigentlich war Celina viel zu geduldig und auch zu verspielt, um wirklich mal genug zu haben, und so ließ sie sich nie lange bitten, die nächste Spielrunde einzuläuten. Momos Mutter und Maria Maurer beobachteten lächelnd das Spiel des ungleichen Paares.
Wenn die 15jährige Maren von der Schule kam, wurde erstmal mit Celina getobt. Noch bevor sie ihrer Mutter auch nur Guten Tag sagte.
Maren nahm die vorher abgesprochene Aufgabe der Hunde-Erziehung sehr ernst und opferte einen großen Teil ihres Taschengeldes für die Hundeschule im Nachbar-Ort.
Celina war ein kleiner Star der Spielgruppe dort und lernte schnell und immer voller Begeisterung.
Celina lernte problemlos Komm, Bei Fuß, Sitz, Platz, Mach Rolle, Gib Pfötchen, Schäm Dich, Links und Rechts.Und einige andere Kunst-Stückchen.
Und da sie so ein begeisterter Schüler war, lernte sie diese Befehle sowohl auf Stimme wie auch auf Sichtzeichen.
Ebenso gab es in der Hundeschule immer wieder die Möglichkeit zum Spiel mit Artgenossen, was Celina über alles liebte. Sie lernte ihre Kraft gemäßigt einzusetzen und damit die Hundepartner nicht zu überrollen.
So konnte man Celina ausgelassen mit dem Berner-Sennenhund Josh spielen und rangeln sehen, und im nächsten Moment lag sie sich kaum bewegend am Boden, um die beiden Langhaardackel-Welpen, die auf ihr herumsprangen, nicht zu verletzen.
Auch außerhalb des Hundeplatzes hatten Maren und Celina viele Freunde. Beinahe täglich gingen sie mit einem Podenco spazieren und trafen meist noch andere Hunde. Celina lernte vom Chihuahua bis zur Dogge alle Hunderassen kennen und stellte sich sozial und instinktsicher auf diese ein.
Jeder Mensch, ob klein oder groß, und jeder Hund, ob klein oder groß, war begeistert, Celina unterwegs zu treffen.
Diese offene Freude machte aus der wachsenden schwarzen Hündin eine sehr freundliche Hündin, deren Rute sich ständig vor Freude und Lebenslust wie ein Propeller im Kreis drehte.
Niemand hier hatte Angst vor Celina oder vor der Rasse der Staffordshire Terrier.
Maren bereitete ihre Hündin Celina auf die Begleithunde-Prüfung vor. Auch zeigte diese bereits viel Freude an leichten Agility-Übungen und legte viel Talent in erste Versuche zur Ausbildung als Rettungshund
In ihren ersten 1 ½ Jahren lernte die Hündin ausschließlich die Sonnenseiten des Lebens kennen. Celina machte Freude – und machte sich Freunde!- wo immer sie mit ihrem Teenager-Frauchen auftauchte.
Gleichzeitig begann sich aber ab Celinas 18. Lebensmonat doch ein kleiner Schleier auf die Leichtigkeit des Seins der Hündin zu legen.
Maren schien irgendwie enttäuscht, daß Celina auf jeden anderen Menschen ebenso hörte wie auf sie und sogar zu ihrer Mutter noch eine tiefere Bindung zu haben schien als zu ihr. Außerdem war sie das erste Mal so richtig schwer verliebt und teilte ihre Freizeit nun lieber mit dem Jungen als mit Celina.
Horst und Maria Maurer stritten laut, sobald Horst von der Arbeit heimkam. Schon lange würdigte er der Hündin keinen Blick mehr, und Celina war sehr verunsichert dem Herrn des Hauses gegenüber. Mit ihm verband sie kaum schöne Momente, aber immer, wenn er kam, schien sich die Stimmung zu verschlechtern, und niemand kümmerte sich um die manchmal dadurch verunsicherte, traurig in der Ecke sitzende Celina.
Einmal schien die Stimmung des Ehepaar Maurers nicht ganz so schlecht, und sie nahmen sich zärtlich in die Arme. Celina war außer sich vor Glück, erinnerte sie diese Szene doch stark an ihre ersten so sorglosen und glücklichen Monate bei dieser Familie, und sie sprang tollkühn und bellend an Horst Maurer hoch.
Dieser trat der Staffordshire Hündin in den Bauch und schnauzte: „Hau ab, blöde Töle!“
Und der nächste Menschen-Streit war der Schlimmste, den die Hündin Celina je erlebt hatte. Maria Maurer schrie in Tonlagen, die die Hündin von ihr bis dahin nicht kannte und die ihr Angst machten. Horst Maurer warf brüllend ein Glas durch die Gegend und haute immer wieder drohend mit der Faust auf den Tisch.
Celina saß zitternd in ihrem Körbchen.
Und da saß sie von nun an immer, wenn Horst Maurer nach Hause kam. Knapp 1 ½ jährig, 58cm hoch und 34kg, wunderschön geschmeidig bemuskelt, verlor die Hündin etwas von ihrer unvoreingenommenen Fröhlichkeit und war eigentlich viel zu ruhig für so einen jungen Hund.
Doch die Menschen waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu merken, daß die junge Hündin völlig verwirrt war.
Maren flüchtete viel zu anderen Jugendlichen, niemand aus ihrer Familie nahm wahr, daß sie die erste Enttäuschung in der Liebe verarbeiten mußte. Sie hatte inzwischen ihren Realschul-Abschluß mit Bravour in der Hand und wußte noch immer gar nicht so recht, was sie werden sollte. Als sich dann die Gelegenheit ergab, auf einem Reiterhof ein Praktikum zu machen, sagte sie spontan zu. Maren ritt seit ihrem 6. Lebensjahr und verbrachte seitdem auch alle Sommerferien und oft auch noch die Herbstferien dort.
Der Reiterhof lag weit entfernt, und Maren sollte dort für ein Jahr hin, hätte danach auch die Möglichkeit, dort eine Lehre als Pferdewirtin zu machen.
Es war die Nacht vom 1. auf 2. Dezember 1997, als Maren weinend neben Celina lag und ihrer Hündin versprach, sie ganz oft zu besuchen. Celina spürte die Traurigkeit ihres kleinen Frauchens, aber auch die unendlich große Zärtlichkeit in der Stimme und hörte aufmerksam zu. Celina liebte diese Zwiegespräche zwischen Hund und Mensch. Auch wenn sie die Fülle der menschlichen Wörter kaum verstand, genoß sie einfach die sanft-vertraute Zweisamkeit zwischen sich und ihren Menschen.
Sie hatte ihren hübschen schwarzen Kopf zwischen ihre Vorderpfoten gelegt, die Knickohren aufmerksam aufgestellt, und mit ihren braunen Kulleraugen beobachtete sie sorgfältig die Miene des traurigen Menschens vor sich.
Wenn Maren von den Pferden sprach, wurde ihre Stimme wieder ein klein wenig hoffnungsvoller, und Celina wedelte zaghaft mit der schwarzen Rute.
In dieser Nacht nahm Maren die schwarze Schönheit mit in ihr Bett, und schnell war das seidig-schwarz-glänzende Fell der Hündin von Tränen durchnässt.
Am nächsten Morgen fuhr Maria die Tochter weg.
Maren verschwand aus dem Leben der jungen Hündin.
Horst blieb zuhause, trank sehr viel Alkohol und schimpfte die ganze Zeit vor sich hin.
Und Celina bekam eine dunkle Ahnung von Einsamkeit und Traurigkeit und saß ängstlich zitternd in ihrem Körbchen.
Das Zittern ließ erst nach, als Maria am nächsten Tag heimkam.
Doch auch Maria umgab eine Traurigkeit, eine Schwere, die der Hund nicht begreifen konnte. In den folgenden Wochen redete sie kaum mit Celina, strich ihr nur manchmal sehr traurig über den Kopf.
Die Hausarbeit, die immer beiden soviel Freude gemacht hatte, machte Maria Maurer nur noch seufzend.
Nur der wilde Momo, der Sohn der Nachbarin, spielte und tobte weiterhin ausgelassen mit der Hündin,wann immer sich die Gelegenheit dazu erbot, und Celina sehnte täglich die Minuten herbei, an denen der kleine Mensch vom Kindergarten kam. Gemeinsam buddelten sie Löcher, versteckten sich hinter Büsche und bestanden viele wilde Abenteuer. Die Begeisterung des kleinen Kindes weckte auch in Celina wieder und wieder die Begeisterung für Menschenkinder.
Dabei war Celina immer vorsichtig und einfach nur an der Seite des kleinen Bengels. Niemals war sie so wild wie Momo selbst, und die Erwachsenen konnten sich 100% auf Celina verlassen.
Manchmal kamen fremde Menschen und schauten sich das Haus an. Wenn diese dann weg waren, weinte Maria.
Horst kam irgendwann gar nicht mehr nach Hause. Horst war aus Celinas Leben verschwunden. Wie ja kurz zuvor bereits Maren. Und ganz am Anfang ihres Lebens die Familie Jacobi.
Celina verstand nicht, was passierte. Wollte jedoch ihrem Frauchen Maria nicht noch mehr Kummer bereiten und wartete so einfach immer nur artig auf ein liebes Wort, auf einen kleinen Spaziergang, auf eine kleine Streicheleinheit.
Manchmal unternahm ja Maria auch noch kleine Kuschelrunden mit Celina, und die Hündin zwang sich weiter dazu artig abzuwarten und jedes bißchen Liebe einfach nur dankbar anzunehmen.
Und Maria?
War einfach froh, um die selbstlose Treue der Hündin und nahm diese selbstverständlich an.
Celina war der Haltepunkt in ihrem Leben, um nicht völlig zu verzweifeln. Und auch der Kontakt zur Gesellschaft! Der Draht zur Welt ausserhalb ihres eigenen Kummers.

Kapitel 3

Celina und Maria in der Stadt
Die Schatten werden länger

Maurers trennten sich bald endgültig, das Haus wurde verkauft, und Maria Maurer zog mit dem Hund in die entfernte Großstadt in eine 2-Zimmer Wohnung.
Nachdem Maria Maurer schon vorher bei ein paar Vermietern gemerkt hatte, daß ein Hund zwar kein Problem sei, ein Staffordshire aber eben doch, hatte sie bei der Besichtigung dieser Wohnung angegeben, einen Labrador-Mix zu besitzen, was ja auch noch nicht mal wirklich gelogen war.
Nur hatte Celina wirklich wenige Äußerlichkeiten von ihrem Hundevater geerbt, sie sah halt aus wie eine Staff-Hündin, und es begannen erste Stimmen lauter zu werden, daß diese Hunde eventuell gefährlich sein könnten.
Leute machten bereits seit mehreren Jahren darauf aufmerksam, daß diese Hunderassen für höchst merkwürdige Zwecke missbraucht werden. Doch das wollte niemand hören!
Maria drückten diese zusätzlichen Probleme schwer auf der Seele. Wenn sie aber in Celinas geduldigen und treuen Augen schaute, versprach sie ihr in die Pfote, sie niemals im Stich zu lassen.
So wie Celina immer für Maria dagewesen war, so wollte Maria immer für Celina da sein.
Ihr kleiner schwarzer Engel, der sie im Alltag aufrecht hielt und wirklich immer nur lieb, brav und einfach da war.
Am Tag ihres Einzugs kam auch der Vermieter vorbei und regte sich sehr über Celina auf. Maria bot all ihre innere Stärke auf. Schliesslich erlaubte er den Einzug doch, aber drohte ihr bei den kleinsten Beschwerden von Nachbarn Konsequenzen an.
Celina war wieder einmal sehr verwirrt, von der nicht greifbaren schlechten Stimmung, die Maria Maurer zu umgeben schien, sobald ein männliches Wesen aufkreuzte, und sie zog sich still in ihr Körbchen zurück, das bereits in der engen Wohnung stand. Die Hündin hatte in ihrem jungen Leben gelernt, daß stilles Abwarten am schnellsten zur ersehnten Harmonie zurückführte.
Und als der Mann weg war, schien ihr Menschen-Frauchen sehr erleichtert. Maria lud die Hündin ein, neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen, und Celina hörte wieder einmal aufmerksam und tröstend den Worten von Frau Maurer zu.
Maren Maurer wurde von ihren Eltern vor vollendete Tatsachen gestellt und zog die Konsequenz, Abstand zu ihren Eltern zu halten und diese erstmal zu ignorieren. Es war inzwischen klar, daß sie im Sommer die Ausbildung als Pferdewirtin beginnen würde. Sie hatte auch gefragt, ob sie Celina holen dürfe, doch die sonst sehr netten Reiterhof-Betreiber stellten sich da völlig stur und wollten auf keinen Fall "so einen Hund auf dem Ferien-Hof"
Maren bat ihren Hund in Gedanken um Abbitte und versprach, ebenfalls via Gedanken-Gruss, Celina zu sich zu holen, sobald sie ihr Leben geregelt hätte. Sie hielt oft gedankliche Zwiegespräche mit der Hündin, doch wieder gesehen hat sie diese eine sehr lange Zeit nicht.
Maria Maurer nahm eine Stelle bei einer Gebäude-Reinigungsfirma an und war nun von 7 Uhr bis 12.30 Uhr ausser Haus und Celina alleine in der lauten und kleinen Stadt-Wohnung. Etwas, was Celina nie wirklich gelernt hatte, denn bis dato war eigentlich immer jemand da - und wenn sie mal ein Stündchen alleine gewesen war, hatte sie die Möglichkeit gehabt, auch in den Garten zu laufen.
Hier hatte die Staffordshire Hündin auf einmal nur noch die Möglichkeit, wartend in ihrem Körbchen zu liegen. Celina vermisste Sand und Gras unter ihren Pfoten, die Hündin trauerte auch um ihren kleinen wilden Menschenfreund Momo und sehnte sich nach langen Wanderungen durch den heimischen Wald, nach wilden Renn- und Tobespielen mit anderen Hunden, aber auch nach den Aufgaben auf dem Hundeplatz mit Maren.
Ihr einst so spannendes und von Liebe und Stolz begleitetes Leben verlief trist und eintönig.
Wenn Maria von der Arbeit kam, ging sie mit Celina spazieren. Das war so ziemlich das Einzige rund um den Hund, was sie noch nie besonders gerne gemacht hatte. Doch nun war sie mehrmals täglich dazu gezwungen. Und so sehr sie die schwarze Hündin Celina liebte, so sehr war sie von diesen Spaziergängen auch genervt. Und angestrengt.
Denn die Spaziergänge mit der Staffordshire-Hündin wurden langsam zu einer Art Spießruten-Lauf.
Der Ruf der Rasse Staffordshire-Terrier wurde immer schlechter und die Menschen schienen beinahe froh, ein Feindbild zu haben. So machte sich kaum jemand die Mühe, Celinas tolles Wesen kennen zulernen, sondern man zeigte lieber angewidert mit dem Finger auf den Hund.
Im Stadtpark musste Celina die ganze Zeit an der Leine bleiben und die anderen Hundebesitzer duldeten keine Kontaktaufnahme. Das so lebensfröhliche Power-Paket Celina wusste schon bald nicht mehr wohin mit all der Energie und begann beim Spazieren gehen, die ganze Zeit über aufgeregt zu bellen.
Bald ging Maria nur noch 10 Minuten mit Celina und dies auch nicht öfter als 2mal am Tag.
Danach brachte Maria die Pelznase heim und erledigte allerlei der vielen menschlichen Aufgaben, ging aber oft auch einfach nur genießerisch Schaufenster bummeln, um ihre Gedanken zu ordnen.
Luft holen, ohne angefeindet zu werden.
Celina saß dann zuhause und weinte ihre Einsamkeit und ihre aufgestaute Energie, aber auch ihre Unsicherheit heraus. Anfangs leise winselnd im Körbchen, dann immer lauter. Manchmal klopften dann die anderen Bewohner des Mehrfamilienhauses an die Wohnungstür, und Celina bellte aufgeregt und freudig in der Hoffnung, daß der Mensch da vor der Tür sie zu einem aufregenden Spaziergang abholen wolle.
Celina weinte vielleicht um ihr Leben, das sie geführt hatte: Als Hund mit Denkaufgaben, körperlicher Auslastung und vollem Familienanschluss.
Nun war sie ein einsamer Stadt-Hund und wartete immer nur darauf, daß Maria heimkam. Und wenn die dann heimkam, war auch nichts mehr wie früher.
Celina spürte, daß da bald die nächste Veränderung auf sie zukommen würde.
Die Nachbarn hatten Angst vor der muskulösen Hündin und verwechselten ihr lachendes Hundegesicht mit dem Gesichtsausdruck eines angreifenden Hundes. Das Jaulen Celinas nahmen sie zum Anlass, sich über den „unberechenbaren Hund“ zu beschweren.
Marias Vermieter schickte einen Brief, mit der Auflage, den Hund sofort aus dem Wohnhaus zu entfernen.
Maria hatte keine Kraft mehr, um Celina zu kämpfen. Sie wollte nun erstmal um ihr eigenes Leben kämpfen.
Den Gedanken, daß die schwarze Staff-Hündin all die letzten Monate ihr einziger Lebenshalt gewesen war, verdrängte sie dabei erfolgreich.
Schließlich und schlussendlich „war doch Celina nur ein Hund“!
Maria Maurer verteilte Zettel in den Einkaufsläden ihrer Umgebung, auf denen sie ein neues Zuhause für Celina suchte.
Am 18. Mai 1998, 2 Jahre nach dem Einzug des kleinen schwarzen Welpen bei den Maurers, nachdem das Glück für Celina so perfekt erschienen war wie der 6er im Lotto, wurde die treue vierbeinige Freundin per Handschlag weitergegeben an die Studentin Carmen. Die versprach, sich nach besten Wissen und Gewissen um Celina zu kümmern.
Maria verlangte keine Schutzgebühr, machte keinen Vertrag, wusste von Carmen keinen Nachnamen, sondern verließ sich eher erleichtert und nur leicht zögernd auf das „gute Gefühl, für den Hund das Beste gemacht zu haben“
Maria Maurer verschwand einfach so von einem Tag auf den anderen aus Celinas Leben. Celina verstand die Welt nicht mehr!
Am 18. Mai 1998, an ihrem zweiten Geburtstag, verließ die Hündin an der Seite einer fremden Frau –ihrem neuen Frauchen Carmen- , den Menschen, für den sie ihr eigenes Leben ohne zu zögern gegeben hätte.

Kapitel 4

Celina und Carmen
Auch wenn die Sonne nur kurz scheint,
scheint sie in diesem Moment hell
…und wirft Schatten!

Carmen studierte BWL und war gerade von ihrem Freund verlassen worden. Ihre Eltern gaben Carmen finanziell alles, was die Studentin nur wollte, und so füllte Carmen ihre Einsamkeit mit Celina.
Carmen hatte ein langes Gespräch mit Frau Maurer geführt und spürte wirklich einen tiefen Willen in sich, für diese Hündin zu sorgen.
Carmen war zwar oft gedankenlos, aber nicht herzlos, und so erkannte sie mit sicherem Gespür die kalte Faust der Unsicherheit und Angst, die das Hundeherz umgab. Und sie versprach der Hündin, immer gut für sie zu sorgen.
Celina hörte -wie immer- aufmerksam der menschlichen Stimme zu und ihre Rute wedelte freudig erregt, da diese Zweisamkeit wieder da war, die die Hündin doch so sehr liebte und brauchte.
Carmen nahm Celina überall mit hin, beim Fernsehgucken saß Celina neben ihr auf dem Sofa und manchmal teilten sie sich sogar eine Tüte Chips. Abends lag sie mit im Bett eng an Carmen gekuschelt. Am Tage fuhr Carmen mit ihrem knallrotem VW-Beatle-Cabrio und der süßen schwarzen Hündin oft in den Wald und liess auf einsamen Wegen Celina auch frei laufen.
Celinas Lebenslust kehrte sehr schnell zurück. Nach nur wenigen Tagen reagierte sie auf das kleinste Kommando ihres neuen Menschen und dankte mit Treue und Freundlichkeit. All ihr hündisches Urvertrauen steckte sie in diese junge Menschen-Frau, so daß sie auch wieder problemlos ein paar Stunden alleine blieb, wenn Carmen an der Uni war. Danach gab’s ja Freizeit für und mit dem Hund pur.
Die Abende verbrachten sie oft an einem Baggersee. Abends war es noch recht frisch und die Badegäste gingen nach Hause, das war dann die Zeit für übermütige Wasserspiele zwischen Carmen und Celina.
Und die ganze Zeit arbeitete Carmen dabei die Vergangenheit mit ihrem Exfreund auf. Celina hörte freudig gespannt zu.
Diese Zweisamkeit, in der eine freundliche weibliche Stimme viele Worte zu ihr sprach, diese Zweisamkeit machte die Stafford-Shire Hündin in wenigen Tagen wieder glücklich. Denn damit verband die Hündin ihr erstes absolut sorgloses Lebensjahr, damit wurde sie vom tapsigen Welpen zum glücklichen Hunde-Teenie. Celina war wieder einmal binnen kürzester Zeit genau das, was der Mensch vom Hund erwartet: Sie war einfach der beste Freund des Menschen, dabei selbst völlig anspruchslos.
Als Carmens Exfreund Marc wieder auftauchte, schwebte Carmen auf rosaroten Wolken, und während sie Marc noch etwas zappeln liess, überschüttete sie Celina mit Zärtlichkeiten und Aufmerksamkeit.
Als Marc dann nach kurzer Zeit wieder einzog, flog Celina erst aus dem Bett und schliesslich auch vom Sofa.
Doch da Carmen so glücklich war, war es Celina auch. Celina liebte und wurde geliebt, mehr wollte die Hündin doch nie vom Leben.
Als Marc dann anfing, von einem kompletten Neuanfang zu sprechen, von Semesterferien in den USA…da hatte Carmen nur kurz ein schlechtes Gewissen der neuen vierbeinigen Freundin gegenüber; verschenkte die Hündin dann aber kurzerhand an eine WG in Hannover, wo auch ihre Cousine Kati wohnte. Sie brachte Celina dorthin, ließ der Mädchen-WG eine Menge Geld da und hatte damit ihrer Meinung nach „das Beste für den Hund getan!“
Nach zwei kurzen, aber sehr intensiven Monaten verschwanden Marc und Carmen einfach aus Celinas Leben.
Celina blieb wieder einmal verwirrt in einem für sie völlig neuem Leben bei völlig fremden Menschen zurück.


Heute waren schon 3 Besucher (3 Hits) hier!
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden